Die 3. Runde der Klubmeisterschaft

Trotz des schönen Wetters letzten Dienstag war der Saal im Pniel gut gefüllt. Das hatte auch seinen berechtigten Grund, denn die 3. Runde der Stadtmeisterschaft lief auf Hochtouren! Die Lage wird etwas übersichtlicher, da Partien nachgeholt worden sind und nahezu die Hälfte aller Partien gespielt worden sind. An dieser Stelle ist allerdings noch alles offen!

 

Ein Blick auf die Tabellen erklärt es:

Für die Meisterklasse:

Bei den Vormeistern:

So steht’s bei den Kandidaten:

Die 4. Runde findet am 17.09 statt.

Zum Nachspielen

Jörn Langheinrich – Guido Heinemann  : 1-0

Ein tolles Bild aus Guido’s Perspektive: Schwarz hat gerade Sge7 gespielt und Jörn wird mit d5 den Springer angreifen.

Die Partie startet unmittelbar sehr scharf mit den Königsgambit, was von Guido mit den Falkbeer-Gegengambit erwidert wurde. Interessanterweiße findet der Großteil der Eröffnung am Damenflügel statt, wo Jörn einen gefährlichen Bauern auf b7 bringen konnte. Wir erreichen nach 20 Zügen eine Stellung mit großen Ungleichgewicht: Weiß hat drei zusammenhängende Bauern am Damenflügel, dafür hat Schwarz aber zwei Mehrbauern am Königsflügel, allerdings mit einen Doppelbauern. Jörn ist mit seinen Figuren etwas besser aufgestellt, was ihm einen guten Vorteil brachte. Doch dann kam eine Ungenauigkeit, was die Stellung kippt:

Schwarz zieht und gewinnt!

Guido hat die richtige Idee, allerdings mit der falschen Zugfolge. Das kann manchmal in Schach passieren und fatale Folgen haben. Hier gleicht es die Stellung vorerst wieder aus. Nachdem einige Figuren getauscht wurden ist die Stellung schwierig zu halten für Guido, aber er nutzt seine Mehrbauern am Königsflügel gut aus und erkennt Jörn’s Schwachstelle auf f3. Als er diese los wird hat er einen Freibauern bis nach f2 bringen können. Jetzt ist widerum für Jörn die Stellung schwierig zu halten: Es herrscht das Ungleichgewicht 4 Bauern und Läufer gegen Springer und Turm, welches laut Engine bei exakten Spiel Remis ausgehen sollte. Nun muss man kurz innehalten, dass eine Engine wie Stockfisch weit über 3500 Elo besitzt, somit ist es nur menschlich, wenn man die beste Fortsetzung nicht immer findet.

Weiß kann die Stellung Remis halten. Wie? Tipp: Es reicht, wenn einer der drei Bauern zur Dame wird!

Nachdem die Stellung nicht mehr zu halten war, folgte bald die berechtigte Aufgabe. Eine spannende Eröffnung, die in ein ebenso interessantes Mittelspiel überging und mit einen eher kuriosen Endspiel aufhörte.

Arno Urban – Dirk Maleska : 1/2-1/2

Arno hat gerade De2 gespielt, woraufhin Dirk Ld6 spielen wird.

Dirk spielt erneut die skandinavische Verteidigung, mit der Schwarz auch zweischneidige Pfade betreten kann, wie z.B. in der 2. …Sf6- oder c6-Variante. Dirk entscheidet sich aber für die robuste Hauptvariante, die Weiß zwar keine Probleme macht, aber für eine ruhige und geordnete Partie sorgt. So ist es auch in diesen Spiel gewesen. Arno kam etwas besser aus der Eröffnung heraus, jedoch ist diese ziemlich geschlossen, aber gleichfarbige Läufer senken die Remis-Bereitschaft der Spieler.

Als Referenz: Hier ist die Stellung nach den 28. Zug (Weiß am Zug)

Als in der Stellung im Diagramm die Läufer getauscht und eine Linie geöffnet wurde, befinden wir uns in einen ausgeglichenen Turmendspiel. Wahrscheinlich war Zeit ein wichtiger Faktor, weil nach Erreichen des 40. Zuges schnell die Einigung auf ein Remis kam. Ich weiß leider nicht, ob einer oder gleich beide Spieler eventuell in Zeitnot waren, mein Respekt geht aber trotzdessen an beide Spieler, weil ich die Partie ziemlich elegant finde und bis auf einige Schönheitsfehler hier und da (Die Engine ist immer sehr streng) war es schön nachzuspielen!

Nahmen Christiansen – Thomas Schmidt : 1/2-1/2

Thomas wählt die moderne Verteidiung, was Nahmen am Anfang ein starkes Zentrum gibt. Durch den „hypermodernen“ Ansatz dieser Eröffnung entsteht ein für manche Spieler eher ungewohntes Stellungsbild.

Zur Veranschaulichung: Das ist die Stellung nach den 10. Zug von Schwarz.

Bis auf das interessante Springerpaar ist die Stellung ausgeglichen. Es wurden alle Leichtfiguren getauscht und wir befinden uns in einen reinen Schwerfigurenendspiel mit je einer halboffener Linie zum besetzen. Das reicht für keinen von beiden für etwas größeres als Remis. Das haben Thomas und Nahmen erkannt und sich deshalb auf ein Unentschieden geeinigt.

Holger Martens – Michel Langner : 1-0

Michel hat gerade seinen Läufer nach h7 zurückgezogen, Holger startet mit Df3 einen Angriff.

In der Zweispringer-Variante des Caro-Kann kommt Michel früh ins Schwitzen, was nicht nur an den heißen Wetter lag. In obiger Stellung im Bild hat er schon schlechte Karten, weil die Dame über Umwege den Bauern auf b7 gewinnt. Holger findet die richtige Fortsetzung, bis auf folgende kleine Ungenauigkeit:

Was sollte Weiß hier spielen?

Das Spiel wandert in Michels Hände, gleicht sich dann aber wieder aus. Nach einigen hin und her gibt Michel erst seinen Vorteil auf und übergibt an folgender Stelle das Spiel an Holger:

Weiß am Zug gewinnt.

Viel Spaß beim Nachspielen!

Lutz Kania – Sascha Thomsen : 1-0

Lutz hat gerade Tb1 gespielt, Sascha erwidert mit Ld7.

Hier finden wir ein Englisches System mit den typischen Aufbau c4-d3-e4 und Fianchetto des weißfeldrigen Läufers. Sascha baut sich königsindisch auf, aber hat nicht so ganz koordinierte Figuren wie Lutz. Diesen kleinen Vorteil nutzt er um einen Angriff auf den Königsflügel zu starten. Nach Klärung am Königsflügel fokussiert sich das Spiel auf das Zentrum, wo Lutz vier zusammenhängende Bauern vorzuweisen hat.

Wie hätte Weiß hier fortsetzen müssen?

Lutz verfolgt einen anderen Plan, der für ausgeglichenes Spiel sorgt. Langsam aber sicher kann Sascha seine Figuren besser platzieren, aber kurz vor der Zeitkontrolle wird es noch einmal trickreich für Schwarz!

Weiß kann hier einen Vorteil erlangen – wie?

Aus den leichten Vorteil macht Lutz dann konsequenterweiße ein gewonnenes Endspiel. Bravo!

Rainer Schwarz – Malte Jensen : 1/2-1/2

Rainer hat gerade mit e5 meinen Läufer die Sicht genommen, dafür aber meinen Springer das Feld d5 gegeben, wo er hinhüpfen wird.

In einen geschlossenen Sizilianer kommt Rainer besser aus der Eröffnung heraus, hat einen hervorragenden Läufer auf g2 und eine imposante Bauernkette g3-e5, die meinen schwarzfeldrigen Läufer alt aussehen lässt. Nur durch einen Fehlgriff von Rainer konnte ich gut in das Spiel zurückkommen:

Schwarz am Zug gewinnt Material

Danach hatte ich allerdings kein leichtes Spiel, da der Läufer auf g2 immernoch stark ist und Rainers Figuren zusammen arbeiten und am Damenflügel für Unruhe stiften. Ich wählte nicht die beste Verteidigung, was für passive Figurenstellung sorgte. Aber ich erhielt noch eine Chance in folgender Stellung:

Wie kann Schwarz den Laden zusammen halten?

In der Partie habe ich allerdings die resultierende Stellung als schwer gewinnbar eingeschätzt. Eine Fehleinschätzung, wie sich nachträglich bei der Analyse zeigt. Allerdings hätte ich, um auf Gewinn zu spielen, einige „Computerzüge“ finden müssen, was nicht immer einfach ist! Deshalb war ich mit einen Remis absolut zufrieden.

Jürgen Nickel – Peter Nissen : 1-0

Jürgen startet mit h4 einen Angriff auf den Königsflügel, Peter wird mit b5 einen Angriff auf den Damenflügel starten.

Der Sizilianische Drache ist eine äußerst scharfe Eröffnung, wo die Wahl der Farbe vom Geschmack abhängig ist. Einige mögen die schwarzen Steine bevorzugen, wie zum Beispiel der dänische Großmeister Bent Larsen. Ich persönlich finde aber die weißen Steine besser zu spielen, da sich der Angriff quasi wie von selbst spielt. Bobby Fischer sagte dazu einst so etwas wie: „Man opfert hier, opfert da und Schachmatt!“.

Mit dieser einfachen aber simplen Idee im Gedanken, was sollte Weiß hier spielen? Tipp: Es geht mehr um allgemeine Ideen statt konkreten Zügen!

Jürgen’s Figuren sind besser aufgestellt, weshalb sein Bauernmarsch auf den König ein echtes Problem für Peter darstellt. Um irgendwie gegenzuhalten kommt Peter in eine nachteilhafte Stellung, die nicht mehr zu halten ist. Ich finde es immer in solchen Spielen schwierig, für die andere Seite gute Züge vorzuschlagen, weil ich Weiß einfach zu sehr bevorzuge! Vielleicht haben Sie aber Ideen für Schwarz, die Sie mit uns teilen möchten.

Nikolaj Bolgov – Gerhard Kühnen : 1-0

Gerhard hat gerade Te8 gespielt, Nikolaj zog De2.

In einen „Blumenfeld-Gambit“, wie Fritz es nennt, sitzt Gerhard zunächst in Lauerstellung und prescht im 8. Zug mit e5 erst so richtig ins Zentrum. Nikolaj hat sich in der Zwischenzeit allerdings besser aufgestellt und kam besser aus der Eröffnung heraus. Erst folgender Fehlgriff leitete das Spiel in Gerhard’s Hände:

Schwarz am Zug gewinnt Material

Einige Abtäusche und strukturelle Änderungen der Bauernstruktur geben Nikolaj’s Springer ein wunderbares Feld auf d5 mit vorteilhafter Stellung. Seine beiden Bauern auf e6 und f5 üben enormen Druck auf das Lager von Schwarz aus. Allerdings erlaubt Nikolaj Gegenspiel, indem er sich freiwillig seinen Springer fesseln lässt. Gerade der Springer, der auf d5 so gut steht ist nun der schwächste Punkt für Weiß. Dementsprechend kippt die Beurteilung der Engine von knapp zehn Bauerneinheiten auf ungefähr eine. Dafür muss allerdings auch der richtige Zug gefunden werden:

Wie kann Schwarz die Fesselung des Springers weiter für sich nutzen?

Gerhard wählt einen anderen Widerstand, der länge hält. Doch die Lage am Königsflügel war zu heikel für Gerhard, was zum forcierten Matt führte. Sehen Sie selbst!

Rudolf Dömer – Hayo Weidung : 0-1

Hayo hat gerade e6 gespielt, Rolf wird De2 spielen.

In einen geschlossenen Sizilianer verfolgt Rolf gleich einen bekannten Plan, mit den Läufer auf c4 direkt den schwachen Punkt f7 anzugreifen. Hayo unterschätzt die Stellung ein wenig, denn ein mutiges Auge würde für Weiß einige gute Fortsetzungen finden:

Eine Darstellung der möglichen Züge in verschiedenen Farben. Mein persönlicher Favorit wäre der grüne Pfeil (Lxf7+)

Rolf entscheidet sich dafür, noch mehr Druck auf f7 aufzubauen, was vom Prinzip her nicht vekehrt ist. Allerdings muss man auch darauf achten, welche eigenen Figuren bedroht werden, wie zum Beispiel der wichtige Läufer auf c4, der den Angriff auf f7 überhaupt erst möglich macht. Als Hayo die Figur gewonnen hat, schafft er sich keine weiteren Schwächen und konnte somit seinen Vorteil weiter ausbauen.

Hayo Weidung – Kurt Boß : 1-0

Kurt hat gerade mit seiner Dame weggezogen, Hayo zieht seinen Läufer nach a2.

In einer spanischen Partie bringt Kurt früh die Dame an die Front, was nach hinten losgeht. Denn die Dame kann sehr leicht ein Ziel von den Leichtfiguren sein. Dies und die Tatsache, dass Kurt in der Eröffnung nur den Springer und die Dame gezogen hat, während Hayo drei Figuren entwickelt hat und rochiert ist, macht das Spiel fast schon aus der Eröffnung zu Hayo’s Gewinn. Kurt erkennt seinen Fehler und versucht die verloren gegangene Entwicklung irgendwie aufzuholen. Aber es ist zu spät. Hayo reißt die Stellung auf und sammelt nach und nach die schwarzen Figuren ein. Als die Dame, die Figur mit den meisten Zügen von Kurt in dieser Partie, gefallen war, gab er auf.