Die 7. Runde der Stadtmeisterschaft

In der 7. Runde der diesjährigen Stadtmeisterschaft bleibt es spannend! Thomas Schmidt führt das Feld immernoch mit einen halben Punkt Vorsprung an, allerdings sind Dirk Maleska, Oliver Fritz und Lutz Kania dicht an seinen Fersen. Mit zwei offenen Runden und einigen Nachholpartien ist somit noch alles offen.

Hier die Ergebnisse der 7. Runde in einer Kurzübersicht:

Dies führt zu folgender Tabellenlage:

Die 8. Runde wird offiziell am 28.05 gespielt und hat folgende Paarungen:

Zum Nachspielen

Vorab zwei Nachholpartien der 6. Runde.

Rainer Schwarz – Holger Martens: 1/2-1/2

Nachdem mit f5 der Bauer auf e5 getauscht wurde (En Passant), wird Rainer rochieren. Holger wird ebenfalls rochieren.

Anfangen tut diese Partie mit der englischen Eröffnung, jedoch mit zwei vorstechenden Bauern auf c4 und e4 für Weiß. Die daraus resultierende Stellung ähnelt eher einer französischen Verteidigung. In einigen Eröffnungen, gerade in d4- / c4-Systemen muss man sich darauf einstellen, dass viele Stellungen in verschiedene Eröffnungen transponieren.

In der Partie gelangen wir zu folgender Stellung:

Rainer steht etwas besser, denn er hat die halboffene e-Linie für sich gesichert und kann Druck auf den rückläufigen Bauern auf e6 ausüben. Das Feld e5 sieht für einen Springer oder gar Bauern nicht verkehrt aus und beide Läufer haben gute Sicht. Rainer tauscht den weißfeldrigen Läufer, der eine gute Figur hätte werden können, somit ist das Spiel wieder ausgeglichen. Weiß besitzt einen rückläufigen c-Bauern und Schwarz einen rückläufigen e-Bauern. Beide Seiten haben also etwas, worauf sie spielen können. Sowohl Rainer als auch Holger verstehen, was zu tun ist und blockieren die rückläufigen Bauern, damit nicht einmal die Chance besteht, diese zu bewegen. Als noch mehr Material getauscht wird befinden wir uns in einen Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und Turm, Remis liegt in der Luft!

Allerdings hat Holger hier mit g5 etwas daneben gegriffen, was kann Weiß hier spielen?

Dieses Spiel verdeutlicht, wie scheinbar ausgeglichene Stellungen urplötzlich gekippt werden können! In jeden Moment achtsam zu sein erfordert enorme Ausdauer und Konzentration, weshalb verständlich ist, dass die Gewinnidee hier übersehen wurde. Beim Nachspielen ist sie als Variante eingebaut, viel Spaß beim Durchgehen!

 

Otto Jepsen – Sara Andresen: 1-0

Aus einer eher untypischen Eröffnung gelangen wir schnell in eine unglückliche Situation, bei der ich noch einmal das Regelwerk auffrischen möchte. Daher ein Auszug aus den FIDE-Regeln des deutschen Schachbunds:

Die Rochade ist ein Zug des Königs und eines gleichfarbigen Turmes
auf der ersten Reihe des Spielers, der als ein Königszug gilt und folgendermaßen
ausgeführt wird: Der König wird von seiner Anfangsstellung um zwei Felder in
Richtung des Turmes, der auf seiner Anfangsstellung stehen muss, hin versetzt; dann
wird dieser Turm auf das Feld gesetzt, das der König soeben überquert hat.

– Die FIDE – Schachregeln, deutsche Übersetzung Stand 1. Januar 2018

In dieser Partie ist es doppelt schlimm, da nach Ausführung einer kurzen Rochade am Damenflügel eine Springergabel die schwarze Dame einsackte.

Die Rochade ist eine der komplexeren Regeln in Schach, sogar Großmeister sind ab und zu verwirrt, wann sie rochieren können.

Dies ist die Stellung der Weltmeisterschaft 1974 zwischen Viktor Korchnoi und Anatoli Karpov (Spiel 21). Korchnoi musste hier einen Schiedsrichter fragen, ob die Rochade ein gültiger Zug ist, was meinen Sie? Hinweis: Die Türme und der König wurden nicht bewegt.

Es ist für mich immer ein guter Trost zu wissen, dass solche Situationen sogar den besten Spielern passieren.

Hinweis beim Nachspielen: Ab den 11. Zug müssen Sie manuell auf die nächsten Züge klicken, danach kann man wieder wie gewohnt mit den Pfeiltasten durch das Spiel gehen.

Nun zu den Partien der 7. Runde!

Oliver Fritz – Thomas Schmidt: 1/2-1/2

Thomas wählt f5 als Verteidigung gegen d4, die holländische Verteidigung. Das ist nicht nur zum Ehren des Gewinnerlandes des diesjährigen Eurovision Song Contest, sondern eher weil Thomas das System mit Weiß ähnlich spielt und kennt.

Beide Seiten kommen aus der Eröffnung recht solide heraus, aber im Mittelspiel kann Oliver sich einen leichten Vorteil sichern, da die schwarzen Figuren am Damenflügel eine passive Rolle eingenommen haben.

Die Diagonale a2-g8 ist gefährlich für Schwarz. Was sollte man deshalb hier spielen?

Nach einigen minimalen Ungenauigkeiten kann Thomas seine Figuren aktivieren und steht nun besser dar. Die Stellung ist allerdings ziemlich symmetrisch und Oliver kann alles zusammenhalten, sodass sich die Hand zur einvernehmlichen Schlichtung gegeben wurde.

Dirk Maleska – Michel Langner: 1/2-1/2

Dirk hat gerade e3 gespielt, weshalb Michel mit Lg5 den Springer in eine Fesselung bringt.

Der Weltmeister José Raúl Capablanca, der als einer der solidesten Spieler der Geschichte zählt, gibt den Rat, in Schach erst das Endspiel zuerst zu lernen. Capablanca muss diesen Rat befolgt haben, denn seine Endspiele grenzen an Perfektion! Diese Partie zeigt, wie wichtig das Endspiel tatsächlich ist.

In einer Art Londoner Aufbau hat Dirk leichte Vorteile, weil er sowohl mit e5 einen wichtigen Punkt im Zentrum kontrolliert als auch am Damenflügel Raumvorteil besitzt. Bis auf das ist die Stellung allerdings komplett ausgeglichen. Der Damenflügel wird dicht gemacht und nach 20 (!) Zügen wird der erste Bauer am Königsflügel vom Brett gelegt. Nach einigen Abtäuschen befinden wir uns erst in einen Endspiel Dame + Springer, aber nach dem 33. Zug erhalten wir ein reines Bauernendspiel, in der jede Seite 7 Bauern besitzt.

Ab jetzt ist absolute Genauigkeit gefordert. So muss Schwarz schon hier den einzigen Zug finden:

Michel findet den richtigen Zug, aber Dirk möchte noch mehr sehen. Das ist berechtigt, denn das Endspiel ist definitiv leichter für Weiß zu spielen als für Schwarz.

So gibt es hier erneut nur eine Option für Schwarz:

Auch hier hat Michel den richtigen Zug gespielt. Frei nach dem Motto: „Alle guten Dinge sind drei“ gibt es noch einen letzten Test für Schwarz:

Als Michel auch diesen besteht, einigt man sich auf Remis. Bravo an Michel, immer den richtigen Zug gefunden zu haben aber auch an Dirk, der nicht loslassen wollte!

 

Michael Kläve – Lutz Kania: 0-1

Lutz entscheidet sich für das Budapester Gambit, eine eher selten gespielte Eröffnung. Bei solchen Eröffnungen muss man immer auf Fallen aufpassen, vorallem dann wenn man nicht vertraut mit der Stellung ist.

Der Läufer auf b4 ist bedroht. Kann Weiß diesen schlagen oder muss er auf etwas anderes reagieren?

Michael war wahrscheinlich überrascht und hat die Drohung übersehen. Ich selber kenne dieses Muster auch nur aus einer anderen Eröffnung, nämlich der Vierspringer-Variante des Caro-Kann. Es ist eine eher seltene Figurenstellung weshalb man sie einmal gesehen oder erlebt haben muss, um sie in Zukunft besser zu erkennen. So hoffe ich, dass Michael nicht zu frustiert ist über diesen Verlust und sich das neue Muster eingeprägt hat!

Benjamin Isler – Peter Nissen: 0-1

Benjamin wählt erneut das Morra-Bamit gegen c5 und man sieht, wie vertraut er mit solchen Spielen ist. Aber auch Peter zeigt Erfahrung, denn folgende Stellung bringt ihn nicht aus dem Konzept:

Der Springer auf d5 sieht wie eine hängende Figur aus, oder?

Ganz im Gegenteil: Benjamin ist derjenige, der etwas übersieht, was früh den Verlust des Springers auf d5 zur Folge hat. Benjamin bleibt dran und kann einen Angriff generieren. Bei korrekten Antworten ist dieser allerdings wirkungslos, was Peter schön aufzeigt. Er fällt in keine Falle und verfolgt den simplen Plan, mit mehr Material auf Figurentausch zu gehen. Trotz Benjamins kreativen versuchen, Komplikationen einzubauen bleibt Peter am Ball und kann die Partie für sich entscheiden!

Dabei erinnere ich mich an die Partie zwischen Benjamin und Dirk, in der Dirk früh einen Fehler gemacht hat, den Benjamin ausnutzen konnte. Nun sitzt Benjamin auf der anderen Seite. Man sieht, es kann jeden mal treffen!

Guido Heinemann – Malte Jensen: 1-0

Ebenfalls ein Morra-Gambit, in dem ich früh eine Fehlentscheidung getroffen habe. Gefrustet von meiner Wahl der Eröffnung wurde ich blind und habe einfache Taktiken übersehen, weshalb nach wenigen Zügen schon alles aus ist.

Angefangen im 8. Zug von Weiß:

Dies war allerdings noch nicht ganz der Moment, wo ich meine schachlichen Kompetenzen hinterfragt habe. Wenn ich schon eine Partie in den Sand setze, dann aber auch so, dass es überhaupt keine Chance für mich gibt, jemals aus den Spiel zurückzukommen. Deshalb habe ich zum Abschluss noch eine Kombination gespielt, die überhaupt nicht gülden ist.

Weiß am Zug gewinnt:

Solche Spiele sind für mich immer ein richtiger Dämpfer. Aber meine Mutter pflegt zu sagen:“Aufstehen, Krone richten, weitermachen“. Vielleicht hilft das Sprichwort auch anderen, die sich in meiner Situation wiedererkennen.

Holger Martens – Jürgen Nickel: 1-0

Holger spielt die Englische Eröffnung mit Doppelfianchetto. Anfangs sieht alles gut aus, jedoch entscheidet sich Holger für eine etwas wackelige Bauernstruktur mit einen rückläufigen Bauern auf e3. Jürgen kann diesen mit Sg4 nebst Lg5 ziemlich einfach unter Beschuss nehmen, was Lc1 und damit eine passive Stellung forciert.

Ein kritischer Moment ist folgende Stellung mit der Frage an Schwarz: Stellung öffnen oder schließen, was würden Sie machen?

Jürgens Entscheidung bringt ihn statt einen großen eher einen angenehmen Vorteil. Die verpasste Chance erkannt, startet Jürgen einen Angriff auf den Königsflügel. Nach einen kleinen Fehlgriff von Holger sieht dieser Angriff vielversprechend aus. Durch Figurenabtausch links und rechts hat Jürgen allerdings immer weniger Angriffsfiguren, weshalb die verbleibenden Figuren (Dame und Läufer) präzise eingesetzt werden müssen.

Was muss Schwarz hier spielen, um den Druck aufrecht zu halten? Tipp: Sie müssen ein Mattnetz schnüren!

Danach ist der Angriff verpufft und Holger hat eine Mehrfigur.

Arno Urban – Nahmen Christiansen: 0-1

Arno wählt den Fischer-Sosin-Angriff des Sizilianers, ein Lieblingswerkzeug von Bobby Fischer wie man am Namen erkennen kann. Beide Seiten spielen normale Züge, aber es gibt immer Züge, die scheinbar wichtiger sind als andere. Das sind die sogennanten „kritischen Stellungen“, wo man dementsprechend kritische Züge finden muss, meistens verbunden mit genauso kritischen Entscheidungen.

Um aufzuzeigen, wie kritisch die Stellung ist: Wie soll Schwarz den Läufer nehmen, mit der Dame oder mit den Bauern?

Das Spiel schwenkt zu Gunsten von Arno. Mit allen Figuren auf der achten Reihe sieht die Stellung für Nahmen nicht gerade gesund aus. Das erkennt auch Nahmen, weshalb er sich entscheidet, einen Bauern zu geben um in ein Turmendspiel zu gehen. Nach der Zeitkontrolle besitzt Arno sogar zwei Mehrbauern, aber in der Partie zwischen Dirk und Michel habe ich erwähnt, wie tückisch und wichtig Endspiele sein können. So ist auch hier ein gutes Beispiel gegeben!

Wie kann Weiß hier den Sieg sichern?

Es wurde wahrscheinlich eine Nuance übersehen, was fatale Folgen hatte.

Hayo Weidung – Rainer Schwarz: 0-1

Hier finden wir ein Grünfeldindisches System mit symmetrischer Bauernstrukur, aber etwas besser platzierten Figuren für Hayo. Seine aktiveren Leichtfiguren sorgen für ein stark besetztes Zentrum, den Rainer etwas entgegen bringen muss.

Weiß am Zug kann hier für Ärger sorgen, wie?

Rainer kann seine Figuren besser positionieren, weshalb die Stellung ausgeglichen ist. Als Rainer allerdings erlaubt, dass Hayo seinen Turm auf die 7. Reihe stellt, steht er wieder schlechter dar. Doch am Ende ist es Hayo, der den letzten Fehler macht.

Wo sollte Weiß die Dame hinziehen? Hinweis: Wenn Schwarz zu g4 kommt, wäre das ziemlich unangenehm für Weiß!

Rainer erkennt die Chance und kann danach das Spiel souverän für sich entscheiden.

Sara Andresen – Martin Weilandt: 0-1

In der Eröffnung haben wir erst das Englung-Gambit auf dem Brett, welches aber in das nordische Gambit übergeht. Der geopferte Bauer hat leider nicht für genug Kompensation für Sara gesorgt, weshalb Martin einen Vorteil genießt. Als die Bauernstellung am Königsflügel etwas aufgerieben wurde schmeißt Martin alles was er hat auf den gegnerischen König. Daraus resultiert ein Turmendspiel, in dem Martin am Damenflügel einen Mehrbauern besitzt. Als dann jeweils beide Türme getauscht wurden und wir uns in einen reinen Bauernendspiel befinden, ist die Situation aussichtslos für Sara. Besser wäre es gewesen, mit weniger Material an den eigenen Figuren mehr zu haften. Es wäre in Martin’s Sinne gewesen, Figuren zu tauschen.

Das Endspiel und damit das Spiel konnte Martin überzeugend für sich entscheiden.

Otto Jepsen – Kurt Boß: 0-1

Otto wählt unkonventionelle Züge, die den Gegner zurück zu den Prinzipien des Spiels führt. Bei Klubspielern kann es vorkommen, dass diese „den Wald vor lauter Bäumen“ nicht sehen und einen Fehler machen. Doch auf lange Zeit hat der Klubspieler mehr Erfahrung und kann jede Situation besser einschätzen. Kurt erwidert Otto’s unkonventionellen Zug genau so unkonventionell, um zu zeigen, dass er auf diese Art auch gewinnen kann.

Otto übersieht früh, dass seine Figur hängt. Dafür macht er aber das beste daraus. Trotzdessen konnte Kurt erst einen Freibauern auf der a-Linie generieren und dann mit einen fatalen Angriff Otto zur Aufgabe leiten.

One thought on “Die 7. Runde der Stadtmeisterschaft

  1. Hallo!
    Mich hat der Amtskulturring Langballig angesprochen, und zwar, ob jemand bereit wäre, Schachunterricht zu geben. Wenn ich das richtig im Kopf habe,
    würde es hierfür 36 € für zwei Stunden geben. Wobei Wochentag und Uhrzeit abgesprochen werden müssen, aber sich quasi nach dem Unterrichtenden richten. Bei Interesse kann man mich kontaktieren. Telefon: 0461/1606649 oder Email an hollish@freenet.de.

    Viele Grüße von Holger Martens

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