Die 5. Runde der Klubmeisterschaft

Mit etwas Verspätung kann ich euch die Berichterstattung für die 5. Runde präsentieren! Der offizielle Termin liegt ungefähr einen Monat zurück, ich bitte die Verzögerung zu entschuldigen. Ich bin mittlerweile sogar so spät dran, dass unser neuer Schachfreund Christian schon den Bericht für die 6. Runde vor mir fertig geschrieben hat! Er würde sich freuen, wenn ihr Rückmeldung über seinen Beitrag da lasst, dies ist immerhin sein erster Beitrag.

Trotzdem werde ich der Vollständigkeit wegen diesen Rundenbericht nachreichen. Wenn ihr den Bericht von Christian über die 6. Runde lesen wollt, müsst ihr hier klicken.

 

Nun zur Tabellenlage zum Zeitpunkt nach der 5. Runde:

Meisterklasse

In der Meisterklasse herrschte noch einige Unklarheit. Drei Leute führen die Spitze mit jeweils drei Punkten, wobei dort besonderes Augenmerk auf Holger gelegt werden muss, da er im Vergleich zu Thomas und Dirk noch eine Partie mehr zu spielen hat. Diese Partie ist gegen Dirk, was zu einen Kampf zwischen Platz eins und drei führt. Es lohnt sich also, die 6. Runde danach zu schauen!

Auch nicht unbeachtet lassen sollte man Arno und Jörn, die mit zweieinhalb Punkten ebenfalls wie Holger eine Partie mehr zu spielen haben. Arno hat die Chance, in der Partie gegen Thomas das Feld aufzumischen!

Vormeister

Dank minimal besserer SoBerg-Wertung führe ich die Tabelle an. Dicht an meinen Fersen sind Peter, Jürgen, Oliver und Dr. Meyer. Die Partien an der Spitze fanden schon alle statt, sodass es an den „Underdogs“ liegt, für frischen Wind zu sorgen!

Kandidaten

Nikolaj kann sich klar aus dem Feld hervorheben. Am gefährlichsten könnte ihm Petra Römer werden, da sie mit drei Punkten theoretisch auf vier kommen könnte, denn sie hat noch eine Runde nachzuholen. Umstritten sieht der Kampf um Platz drei aus, welcher sich nach der 6. Runde zu einen Spektakel entwickeln könnte!

 

Zum Nachspielen

Dirk Maleska – Jörn Langheinrich : 0-1

Dirk hat Ld3 gezogen, Jörn wird mit Ld6 antworten.

In einen Colle-Aufbau geht es erst ruhig zu. Beide Parteien bringen zunächst ihren König in Sicherheit und als Dirk den typischen Hebel e4 betätigt, wird im Zentrum durch Abtäusche für Klarheit gesorgt. Am Ende hat Dirk einen Isolani auf d4 und Jörn macht es sich zum Langzeit-Ziel, diesen vom Weitergehen zu hindern und irgendwann einzusacken. In der Theorie einfach, aber Dirk bringt seine Figuren in die andere Hälfte des Brettes. Es ist häufig so, dass ein früher Damenzug zu taktischen Möglichkeiten führt, dies ist in dieser Partie keine Ausnahme!

Was kann Schwarz hier spielen? Man beachte den unschönen Abzug, den Schwarz mit seinen Springer hat…

Jörn stellt mit b5 eine gefährliche Falle auf, allerdings beißt Dirk nicht an. Zumindest nicht auf Anhieb. Einen Zug danach dachte Dirk wohl, nachdem die Dame weggezogen war ist der Bauer geschenkt.

Stellt euch vor, ihr hättet Schwarz in dieser Situation und müsst euer Bauernopfer rechtfertigen. Was muss Schwarz hier spielen? Hinweis: Das taktische Motiv von zuvor kommt erneut zum Vorschein…

Die Partie kam danach zu einen abrupten Ende. Jörn war so freundlich, die Partie zu kommentieren. In der kritischen Stellung zeigt er einige Alternativen von Weiß auf, die genauso hilflos waren wie der gespielte Zug.

Jörn Langheinrich – Michel Langner : 1-0

In der Zweispringer-Variante der Caro-Kann-Verteidigung gewinnt Michel mit frühen d4 etwas Raum im Zentrum, weshalb einige Umstellungsmanöver der Springer von Jörn gespielt werden. Ein Springer wurde gegen den weißfeldrigen Läufer von Michel getauscht. Dies sollte man nicht außer Acht lassen, da er Bauern auf c5, d4 und e5 hat – alles schwarze Felder! Die Schwäche auf den weißen Feldern konnte nach einen erneuten Tausch gedämpft werden.

Als Referenz: Es geht um folgende Stellung:

Michel leitet in den folgenden Zügen einen Angriff ein, allerdings besitzt er einige wunde Punkte in seiner Festung und ihn fehlt ein weißfeldriger Läufer, um den König in der Ecke gefährlich zu werden. Dadurch ist leider der Angriff etwas schnell verpufft. Schade!

Arno Urban – Guido Heinemann : 1-0

Über Zugumstellung wurde eine sizilianische Struktur erreicht. Allerdings steht der Damenspringer nicht wie gewöhnlich auf c6, sondern auf d7. Die Stellung sieht harmlos aus, aber ein unscheinbar wirkender Zug bringt Guido auf einmal in einen großen Nachteil:

Es geht um folgende Stellung:

Nach dem Damentausch bietet der Damenflügel von Schwarz zu viele Einstiegsmöglichkeiten Für Weiß. Als Resultat ist diese „Miniatur“ entstanden, die aufzeigt, wie brutal das Spiel manchmal umschwenken kann!

Arno war so nett und hat die Partie kommentiert. Ich finde es immer wertvoll, wenn die beteiligten Spieler selber ihre Partien analysiert zu mir senden. Auf diese Weise können wir uns besser in die Lage des Spielers versetzen und seine Gedanken verfolgen. Ich wünsche viel Spaß beim Nachspielen!

 

Oliver Fritz – Malte Jensen : 0-1

Oliver hat gerade a3 gespielt und ich werde die Symmetrie mit a6 aufrecht erhalten.

In der verbesserten Tarrasch-Verteidigung ist für 10 Züge die Stellung komplett gespiegelt. Oliver pirscht im 11. Zug mit b4 zur Offensive, jedoch bleibt die Stellung weitesgehend ausgeglichen.

Hier hatte Weiß vielleicht gedacht, die Stellung würde wieder in die Symmetrie verfallen. Aber statt b5 habe ich etwas besseres gespielt – was?

Nach diesen taktischen Manöver konnte ich einen Bauern gewinnen, die Stellung war aber fern von entschieden. Ganz im Gegenteil: Durch einige Fehlgriffe meinerseits konnte Oliver seine Figuren sehr gut in das Spiel bringen, während ich mit meinen Figuren auf den letzten drei Reihen unter Beschuss stehe. Am Damenflügel ist Oliver gut aufgestellt und ich fühlte mich zeitweise unwohl trotz Mehrbauern. Erst die strategische Entscheidung, den Springer im 24. Zug von e5 auf f3 zurückzubringen, war Oliver’s Verlust. Von der Idee sah es wie ein sinnvoller Zug aus: Ich drohe einen Springerabzug mit der Dame und Sf3 deckt den Turm in solch einen Fall ab. Der Computer sagt, es gäbe keinen gefährlichen Springerabzug, aber der Mensch sieht nicht immer alles!

Danach war der Druck am Damenflügel erloschen und ich konnte meine Figuren nach langer Zeit herausbringen. Am Ende konnte ich genügend Drohungen am Damenflügel generieren, was Oliver zur Aufgabe brachte.

Peter Nissen – Sascha Thomsen : 1/2-1/2

Peter wählt den Dreibauern-Angriff gegen die Pirc-Verteidigung von Sascha. Beide Seiten haben sich auf einen Flügel geeinigt: Sascha spielt am Damenflügel und Peter am Königsflügel. Nach einigen Abtäuschen ist die d-Linie geöffnet, die Bauernstruktur ist symmetrisch und es sind ungleichfarbige Läufer auf dem Brett. Da das alles starke Anzeichen für Remisen sind, wurde sich nach 28. Zügen die Hand gereicht.

Dr. Heinz Meyer – Lutz Kania : 1-0

Lutz wird Sxd5 spielen, woraufhin Dr. Meyer die schwarze Dame einsacken wird.

Wir alle kennen es: Die ersten Züge einer Schachpartie sind weitesgehend bekannt, weswegen man in der Eröffnung manchmal nicht aufmerksam ist. Das passiert Großmeistern genau so wie Amateuren! In diesen Fall ist es Lutz passiert, der im 7. Zug eine Figur eingestellt hat, weil die Zugreihenfolge nicht beachtet wurde. So etwas ist äußerst ärgerlich und passiert gemeinerweiße sogar umso häufiger, je eher man seine Eröffnung gewohnt ist. Es ist eine Herausforderung, in einen Zustand der Gewohnheit wachsam zu bleiben. In der Eröffnung ist die Zugreihenfolge verkehrt zu spielen eine der schlimmsten Sachen, die man machen kann – aber man kann daraus lernen! Als dann in obiger Stellung noch die Dame gegeben wurde, lag es voll und ganz an unseren Altmeister Dr. Meyer, die Partie sicher zu gewinnen. Und das tat er auch!

 

Lutz Kania – Rainer Schwarz: 1-0

Lutz wählt das Smith-Morra-Gambit, welches hier im Verein einige Erfolge bringen konnte. Rainer stellt mit e5 einen wackligen Bauern in das Zentrum, der prompt von Lutz gewonnen wird. In vielen Gambits steht meistens die Seite besser da, die erst ihren Bauern geopfert hat und diesen dann zurückgewonnen hat. So auch in dieser Stellung:

Weiß hat extrem viele Tempi mehr, bald verbundene Türme, das Läuferpaar und mehr Raum im Zentrum sowie am Damenflügel. Wenn man normale, rationale Züge spielt, kommt der Vorteil von ganz alleine. Lutz tat genau das und konnte bei Rainer auf der d-Linie böse Kopfschmerzen verursachen. Da Rainer wegen seines Entwicklungsnachteils nie zur Rochade kam, wird sein König ein leichtes Ziel für die weißen Figuren. Es gab allerdings eine letzte Rettung für Rainer, welche von der 3500-Elo Chessengine gefunden wurde:

Schwarz zieht und hält Remis

Die Partie war kurz danach vorbei, weil Matt folgte.

Nikolaj Bolgov – Christian Bräunlich : 1-0

In einer Nimzoindischen Partie wurde früh das Thema der Partie gesetzt: Der isolierte Bauer auf d4. Der Isolani auf d4 ist ein Klassiker in Damenbauerspielen und es kommt immer darauf an, ob Schwarz diesen stoppen kann oder ob Weiß seine aktiven Figuren nutzen kann und seine Stärke zu einer Schwäche macht! Christian bot im 17. Zug mit e5 an, den Isolani zu tauschen, was Nikolaj ablehnte – eine Kampfansage in meinen Augen! Als Christian seine Dame am Königsflügel in Angriffsposition stellen möchte, verliert er erst einen Bauern und dann noch einen. Allerdings wird sich der e6-Bauer als undeckbar erweisen. Nun hat Nikolaj allerdings immernoch einen Mehrbauern und die bessere Bauernstruktur. Später wurde dann noch der zweite Bauer sowie ein Turm gewonnen, was Christian zur Aufgabe zwang.

Florian Tent – Gerhard Kühnen : 0-1

Diese Schottische Partie sah vorerst zu aus, als würde sie zu einer verbitterten Kampfpartie werden. Doch dann stellt Florian im 12. Zug seinen Springer auf c6. Ich kann mir bis heute nicht erklären, was die Idee dahinter gewesen sein könnte, jedenfalls war der Springer geschenkt. Florian hat es einige Züge später erkannt und aufgegeben.

Rudolf Dömer – Kurt Boß : 0-1

In einer Englischen Partie kommt Rolf besser aus der Eröffnung heraus und kann den e5-Bauern für sich beanspruchen. Als dann noch der g7-Bauer folgt, sieht alles äußerst gut für ihn aus. Kurt kann trotz einer Figur weniger trotzdessen seinen Angriff konzentrieren. In solchen Stellungen ist manchmal höchste Präzision gefragt, auch wenn es gar nicht danach aussieht! Man muss genau erkennen, wann man zum Schlag ausholen kann und wann man sich lieber ducken sollte.

Betrachten wir folgende Stellung: Was würdet ihr mit Weiß spielen? Hinweis: Es gibt viele gute Züge, aber auch einige Züge, die nur gut aussehen!

Rolf wählte eine Variante, die das Spiel ungefähr auf Ausgleich gebracht hat. Wie das häufig in Schach ist, macht man erst einige schlechte Züge und greift dann komplett daneben. So ist es leider auch Rolf hier passiert. Schade!