Die 2. Runde der Stadtmeisterschaft

Am 4. Februar fand offiziell die 2. Runde der Stadtmeisterschaft statt. Das Feld an der Spitze ist durch viele Remisen in dieser Runde noch nicht wesentlich kleiner geworden: 14  Spieler haben 1.5 aus 2  Punkten, wodurch die Rangliste nur durch die Buchholz und SoBerg bestimmt wird.  Allerdings ist es noch zu früh, um Spekulationen um einen möglichen Favoriten zu starten.

Hier sind die Paarungen und Ergebnisse der 2. Runde:

Dies führt uns  zu folgender Tabellenlage:

Die 3. Runde wird am 25. Februar gespielt und hat folgende Paarungen:

 

Zum Nachspielen

Nahmen Christiansen – Henrik Andresen : 1/2-1/2

Nahmen wählt gegen die Caro-Kann-Verteidigung dieses Mal die Abtauschvariante, was von seiner gewöhnlichen Wahl zur Zweispringer-Variante abweicht. Nach normaler Entwicklung von beiden Seiten wurde sich auf Remis geeinigt. Beide Spieler zeigen Respekt füreinander und wollen keine unnötigen Risiken früh in der Meisterschaft eingehen.

Jörn Langheinrich – Michael Kläve : 1/2-1/2

In der Paulsen-Variante wissen beide Spieler, wie die Stellung zu spielen ist. Erst im Mittelspiel führt Michael einen kleinen Fehlgriff aus, der ihn das Spiel hätte kosten müssen. Allerdings muss ein Fehler auch von der anderen Seite gesehen werden, was manchmal gar nicht so einfach ist, wie offensichtlich der Fehler auch zu sein scheint! In Schach entwickelt man leicht einen „Tunnelblick“ für seinen eigenen Plan. Dass sich das Kernmotiv der Stellung durch den letzten Zug vom Gegner geändert hat, fällt dabei meist unter den Tisch.

Weiß Am Zug gewinnt

In obiger Stellung findet Jörn den richtigen Zug, aber nicht die richtige Fortsetzung. Im Nachhinein gesehen und schockiert über die Möglichkeit, die man gerade verpasst hat, wurde sich wenige Züge später auf Remis geeinigt. Diese Partie erinnert ein wenig an Tent-Nickel von der letzten Runde, in der ebenfalls nach einer verpassten Siegchance schnell die Hand zur Schlichtung gereicht wurde.

Vielen Dank an Jörn Langheinrich, der die Partie kommentiert hat!

Oliver Fritz – Dirk Maleska  : 1/2-1/2

Dirk wählt die skandinavische Verteidigung, mit der er schon viele Erfolge erzielen konnte. Wir kommen schnell in ein interessantes Ungleichgewicht: Weiß verfügt über das Läuferpaar, die Stellung ist aber recht solide für Schwarz. Die Könige sind auf gegenseitigen Flügeln rochiert, was für klare Verhältnisse sorgt: Weiß wird am Damenflügel den König angreifen, Schwarz dasselbe am Königsflügel.

Dirk fängt mit g5 am Königsflügel an, lässt h5 folgen und kriegt den Bauern bis nach h4. Oliver musste mit g3 nebst g4 gegenhalten, aber die Bauernstruktur am Königsflügel ist somit fixiert.

Stellung nach den 18. Zug von Weiß:

Nach einigen Manövern bereitet Oliver seinen Angriff am Damenflügel mit b4 vor. Da dieser mit c4 und Angriff auf dem Springer recht schnell kommt und vielversprechend aussieht, entscheidet sich Dirk für einen Damentausch und die Stellung ist ausgeglichen.

Holger Martens – Lars Nacke : 1/2-1/2

Hier findet sich das symmetrische System der Englischen Eröffnung auf dem Brett, in dem Holger früh zu b4-b5 kommt, was gut in solchen Stellungsbildern ist. Als Resultat erhält Holger die bessere Bauernstruktur sowie einen Angriffspunkt auf b6. Der Vorteil am Damenflügel lässt sich für Weiß zu einen Vorteil im Zentrum übertragen, wo auf einmal das Bauernduo c4-d4 gefährlich wird. Doch die Qual der Wahl für Holger führte zu einer ausgeglichenen Stellung statt einer Gewinnstellung:

Wie sollte Weiß auf d5 nehmen? Mit den Turm, Bauern oder Springer?

Die Stellung war bis zur Zeitkontrolle ausgeglichen, weshalb sich nach dieser beide Spieler auf ein Remis einigten.

Rainer Schwarz –  Guido Heinemann : 1/2-1/2

In einen Dameninder kommt Rainer etwas besser aus der Eröffnung heraus und kann einen Bauern für sich gewinnen. Rainer möchte, ähnlich wie in der ersten Partie dieser Runde, keine unnötigen Risiken gegen einen starken Gegner eingehen und deshalb wird sich hier früh auf Remis geeinigt. Die Engine, die immer perfekt spielt und niemals Fehler macht, suggeriert starken Vorteil für Weiß, aber ich kenne das Gefühl, eine stark vorteilhafte Stellung wegzuwerfen. Das könnnte die Stimmung für die weiteren Runden maßgeblich nach unten ziehen, weshalb man lieber in den ersten Runden beobachten sollte, was die anderen Spieler machen.

Michel Langner – Malte Jensen : 1/2-1/2

In einen Grand-Prix ähnlichen Sizilianer mit einen Läufer auf e2 wird früh um das Zentrum gekämpft: Michel schließt die Sicht auf meinen Läufer mit e5, dafür kann ich mit d4 Raum gewinnen und das Feld d5 für meinen Springer zugänglich machen. Nachdem die Lage im Zentrum geklärt ist, habe ich eine vorteilhafte Stellung erhalten:

Für mich hat sich die Stellung wie von alleine gespielt: Der d-Bauer ist eine enorme Gefahr für Weiß. In der Zeit, in der Weiß diese Gefahr aufhalten will, stelle ich meinen weißfeldrigen Läufer auf die längste Diagonale und meine Türme auf die d- und c-Linie. Michel hat sehr gut gegen gehalten und kreative Resourcen gefunden, mit denen ich nicht gerechnet habe. Als Folge konnte ich kein Durchdringen feststellen und habe Remis geboten, was Michel liebend gerne angenommen hat.

Ralf Maaß – Otto Jepsen : 1-0

In einer Philidor-Verteidigung ist Otto einen kurzen Moment unachtsam und verliert einen Bauern. Ralf kommt deshalb wesentlich besser aus der Eröffnung heraus, lässt diesen Vorteil nicht los und kann immer mehr weitere kleine Vorteile anhäufen. Nach 20 Zügen und 2 Mehrbauern strebt Ralf Abtäusche an und das Spiel ist souverän zum Sieg geführt. Gut gespielt!

Florian Tent – Dr. Heinz Meyer : 0-1

Florian entscheidet sich für einen untypischen Sizilianer mit f4 nebst b3. Die Eröffnung läuft  für beide Seiten nicht ganz reibungslos, aber Dr. Heinz Meyer kann seine jahrzehntelange Erfahrung für sich nutzen und die typischen Pläne einer sizilianischen Struktur folgen. Florian wählt weiterhin eher einen langsamen und positioniellen Ansatz. Dies kann in einigen Stellungen böse bestraft werden, da Schwarz früh die Initiative an sich greifen kann. So ist es auch in dieser Partie passiert!

Jan Madsen – Jürgen Nickel : 1/2-1/2

Jürgen beantwortet das Londoner System mit einer holländischen Struktur. Die Bauernstellung ist früh fixiert und keine einzige Linie ist geöffnet. Sowohl der Weiße als auch der Schwarze Läufer sind deshalb keine Glanzfiguren. Auch sonst findet sich nirgendwo ein Durchbruch, der über Remis hinausgehen würde.

 

Lutz Kania – Jörg Gradert : 1-0

Lutz wählt ein sehr interessantes Gambit gegen die französischen Verteidigung mit c4 und f3 nach dxe4. Wenn man so etwas auf dem Brett sieht, sollte man alamiert sein: Solche Stellungen bieten immer Raum für böse Taktiken und „Tricks“. Jörg ist leider auf eine Taktik reingefallen, was den weiteren Partieverlauf maßgeblich bestimmt hat:

Weiß am Zug gewinnt

Lutz konnte den Vorteil sauber und ohne grobe Schnitzer in einen Sieg verwandeln.

Peter Nissen – Nikolaj Bolgov : 0-1

In einer französischen Eröffnung werden die typischen Pläne von beiden Spielern verfolgt. Bis zum Mittelspiel ist deshalb die Stellung weitgehend ausgeglichen. Im 21 Zug hat Peter, der bis dahin sehr solide gespielt hat, mit f4 Möglichkeiten für seinen Gegner geschaffen:

Schwarz zieht und gewinnt

Nikolaj hat den richtigen Zug gefunden und seinen Vorteil danach nicht losgelassen.

Fern vom eigentlichen Spiel gab es Probleme mit der Uhr: Unsere neuen Uhren haben einen Zähler und sie können sich merken, wie oft eine Uhr gedrückt wurde. Aufgrund dieses Zählers wird bestimmt, wann durch das Erreichen der 40-Züge-Regel die Bonuszeit addiert wird. Wenn aber beide Spieler vergessen, nach ihren Zug auf die Uhr zu drücken, so wird die Zeit nach 40 Zügen nicht addiert, sofern man nicht auch 40 Mal auf die Uhr gedrückt hat.

Petra Römer – Konrad Panzer : 0-1

In einer spanischen Eröffnung hat Petra etwas mehr Raum im Zentrum, der aber von dem Springer auf e7 und den Läufer auf g7 ebenfalls von Schwarz beansprucht wird. Ein frühes f6 ist immer ein ungutes Gefühl für mich, vorallem wenn der Läufer auf der Diagonalen a2-g8 steht und den schwarzen König von der Rochade hindert. Petra hat wesentlich mehr Chancen, in eine vorteilhafte Stellung zu geraten, z.B. in folgender Stellung:

Was kann Weiß hier spielen?

Petra findet nicht immer die beste Lösung,  kann aber trotzdem in eine bessere Position gelangen.

An dieser Partie kann man wieder gut erkennen, wie gnadenlos Schach sein kann: Petra hat nicht immer den besten Zug gefunden und als sie einmal einen Fehler macht, ist gleich alles vorbei! Es ist enorm wichtig, die Gelegenheit zu erkennen und auch zu ergreifen. Viele Chancen zu haben ist schon einmal ein guter Anfang, aber man  muss diese Chancen auch wahrnehmen und als solche erkennen, um ein besserer Spieler zu werden! Konrad hat die Chance erkannt und sofort ergriffen, was ihm zum Sieg führte.

Sascha Thomsen – Hayo Weidung : 1-0

Sascha spielt das Londoner System, in denen er meist eher ruhige und positionelle Spiele zu erwarten hat. Allerdings ist nicht jede Eröffnung immer nur positioneller oder taktischer Natur, man muss erkennen, in welche Richtung sich das Spiel entwickelt und was für Möglichkeiten bestehen.

In der Eröffnung hat Hayo seinen Läufer auf d6 ungedeckt gelassen, wie kann man das ausnutzen?

Sascha findet den Zug und gelangt in eine deutlich besssere Stellung. Den Vorteil gibt er nicht mehr aus der Hand. Schön gespielt und definitv einen Blick wert!

Klaus-Achim Eggers – Gerhard Kühnen : 1-0

Gerhard entscheidet sich für die Pirc-Verteidigung mit b6 statt g6, was nun eher an die Owens-Verteidigung erinnert. Beide Seiten rochieren am jeweils anderen Flügel, was immer für eine Kampfpartie spricht. Gerhard ist am Damenflügel allerdings etwas zu langsam, was Klaus-Achim die Möglichkeit gibt, am Königsflügel Drohungen aufzustellen. Gerhard fühlt sich gezwungen, zu reagieren und greift daneben.

Weiß am Zug gewinnt

Der weiße Angriff wurde zu stark und Gerhard’s Majestät wurde gefangen.

Martin Weilandt – Kurt Boß : 1-0

In einer Englischen Eröffnung hat Kurt früh seinen Springer auf b3 geparkt, wo er nicht sonderlich günstig steht. Viel mehr wird er zum Problem und bestimmenden Thema der Partie. Kurt hatte bis zuletzt noch Chancen, trotz der Missstände Ausgleich zu erzielen:

Was sollte Schwarz hier spielen? Hinweis: Es gibt zwei mögliche Züge!

Kurt findet die Rettung leider nicht, weshalb er den Rest der Partie mit einen Läufer weniger bestreiten darf. Martin kann diesen Vorteil angenehm in eine gewonnene Partie verwandeln.